Juni 2025

Die Rolle von Gold im Anlageportfolio der sgpk

Walter Friedlein ist Leiter Bereich Kapitalanlagen und Mitglied der Geschäftsleitung der sgpk. Im Gespräch mit der Fachzeitschrift «Schweizer Personalvorsorge» erklärt er, warum Gold traditionell eine wichtige Rolle in der Asset-Allokation seiner Pensionskasse einnimmt.

Walter Friedlein,
Leiter Kapitalanlagen der sgpk,
im Interview mit der Fachzeitschrift «Schweizer Personalvorsorge»

Welchen Stellenwert haben Rohstoffe allgemein in Ihrer strategischen Asset-Allokation – und wie hat sich dieser über die letzten Jahre verändert?

Bei der sgpk nimmt Gold als einziger Rohstoff traditionell eine bedeutende Rolle in der strategischen Asset-Allokation ein. Seit 2014 ist es ein fester Bestandteil unserer Anlagestrategie. Es übernimmt die Funktion eines wertstabilen, schützenden und stabilisierenden Vermögenswerts.

Im Rahmen einer Überprüfung unserer Anlagestrategie haben wir im Jahr 2022 entschieden, die strategische Goldquote von ursprünglich 3 auf 5 Prozent anzuheben – dies aus Überzeugung und mit Blick auf die langfristige Schutzwirkung.

Gold nimmt einen besonders hohen Anteil in Ihrem Portfolio ein. Was sind die zentralen Gründe für dieses Übergewicht?

Unsere strategische Quote von 5 Prozent verleiht Gold das nötige Gewicht, um seine Funktion im Portfolio wirksam entfalten zu können. Im Vergleich zu den Allokationen anderer Pensionskassen mag diese Gewichtung hoch erscheinen. Aus unserer Sicht ist jedoch erst ab dieser Grössenordnung ein spürbar diversifizierender Effekt auf das Portfolio zu erwarten.

Warum?

Gold weist eine sehr geringe Korrelation zu anderen Anlageklassen auf und eignet sich daher hervorragend zur Diversifikation. Als Sachwert bietet es – wie auch Aktien – Schutz vor Inflation und Potenzial für realen Wertzuwachs. Im Unterschied zu anderen Anlagen übernimmt Gold eine weitere, besondere Funktion: In unserer Anlagestrategie dient es primär der Werterhaltung und wirkt stabilisierend in Phasen ausgeprägter Marktverwerfungen.

Krisenabsicherung ist also eine wichtige Funktion von Gold. Korrekt?

Gold übernimmt in unserem Portfolio gleich mehrere Funktionen. Die wichtigste ist jene der Krisenabsicherung – als Stabilitätsanker in turbulenten Marktphasen. Gerade in Zeiten grosser Unsicherheit hat sich Gold als verlässliches Instrument zur Werterhaltung bewährt. Darüber hinaus schätzen wir Gold als Inflationsschutz. Als realer Sachwert ohne Gegenparteirisiko ist es ein überzeugender Baustein für ein langfristig ausgerichtetes Portfolio. Dank seiner sehr geringen Korrelation zu anderen Anlageklassen trägt es zudem wesentlich zur Risikostreuung bei. Kurz gesagt: Gold ist für uns kein taktisches, sondern ein strategisches Element. Es bringt Stabilität, schützt vor Wertverlust – und das unabhängig davon, ob es gerade im Trend liegt oder nicht.

Wie bewerten Sie die Opportunitätskosten eines hohen Goldanteils im Vergleich zu Anlageklassen, die eine Rendite abwerfen wie Aktien oder festverzinsliche Anlagen?

Uns ist bewusst, dass Gold keine laufenden Erträge wie Zinsen oder Dividenden generiert. Die Opportunitätskosten
sind real, insbesondere im Vergleich zu renditestärkeren Anlageklassen wie Aktien oder Obligationen mit Risikoaufschlag. Dennoch nehmen wir diese Kosten bewusst in Kauf, da wir Gold nicht als Renditequelle betrachten, sondern als strategisches Absicherungsinstrument. Seine Stärke liegt nicht im laufenden Ertrag, sondern im Schutz des Gesamtportfolios – besonders in Stressphasen, in denen andere Anlagen an Wert verlieren. Gerade im Kontext einer Pensionskasse, bei der Kapitalerhalt und Krisenresilienz im Vordergrund stehen, überwiegt dieser Schutzfaktor gegenüber kurzfristigen Renditeüberlegungen. Unsere Goldquote ist deshalb kein Verzicht auf Rendite, sondern eine Investition in Stabilität – und diese zahlt sich langfristig aus.

Gab es in der Vergangenheit Situationen, in denen sich Gold nicht wie erwartet verhalten hat? Wie haben Sie darauf reagiert?

Ja, es gab solche Phasen – etwa während bestimmter Marktkrisen, in denen Gold kurzfristig ebenfalls unter Druck geraten ist. Solche Situationen sind meist von akuter Liquiditätsknappheit geprägt, so dass Investoren gezwungen sind, «alles» zu veräussern, um Cash zu generieren – darunter auch defensive Anlageklassen wie Gold. Diese Entwicklungen sind in der Regel temporär. Langfristig hat sich Gold als stabilisierender Faktor bewährt. Deshalb haben wir auch in solchen Momenten unsere Strategie nicht infrage gestellt. Unsere Goldquote ist strategisch festgelegt – und eine Strategie zeichnet sich dadurch aus, dass man sie nicht bei jeder kurzfristigen Abweichung über Bord wirft. Bei der sgpk beobachten wir solche Entwicklungen aufmerksam, bleiben aber bewusst langfristig orientiert und diszipliniert.

«Gold ist für uns kein taktisches, sondern ein strategisches Element»

Walter Friedlein, Leiter Kapitalanlagen

Wie erfolgt das Management der Goldposition konkret – physisch gehalten, über ETFs oder via Derivate? Und welche Rolle spielt das Thema Liquidität?

Unsere gesamte Goldposition wird physisch gehalten – segregiert bei unserem Global Custodian in einem Hochsicherheitstresor gelagert. Jeder einzelne Barren, in der Regel 12.5-Kilo-Standardbarren, ist eindeutig auf unseren Namen registriert. Wir verfolgen damit einen sehr direkten, transparenten und sicheren Ansatz. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die hohe Liquidität von Gold: Gemeinsam mit amerikanischen und deutschen Staatsanleihen zählt es zu den liquidesten Anlageinstrumenten weltweit. Diese Eigenschaft macht Gold für uns zusätzlich attraktiv, insbesondere in Krisensituationen, in denen Flexibilität und rascher Zugriff entscheidend sind.

Wie integrieren Sie ESG-Kriterien beim Rohstoff-Investment – insbesondere im Hinblick auf kontrovers diskutierte Segmente wie industrielle Metalle oder Goldminen?

ESG-Kriterien spielen bei uns eine zentrale Rolle – auch beim Investment in Gold, das hinsichtlich Nachhaltigkeit oft kontrovers diskutiert wird. Wir sind uns bewusst, dass der Goldabbau mit erheblichen Herausforderungen verbunden ist: hoher Wasser- und Energieverbrauch, Einsatz von Chemikalien, problematische Arbeitsbedingungen oder Landschaftsveränderungen. Daher setzen wir auf einen konsequent nachhaltigen Ansatz: Wir beziehen unser Gold ausschliesslich von renommierten Schweizer Raffinerien, die den gesamten Wertschöpfungsprozess regelmässig von unabhängigen Auditoren überprüfen lassen. In den letzten Jahren haben wir unseren Goldbestand gezielt bereinigt.

Sehen Sie aktuell andere Rohstoffe (z.B. Lithium, Kupfer oder Agrarrohstoffe) als strategisch relevant – etwa im Kontext der Energiewende?

Wir beobachten die Entwicklungen rund um Rohstoffe wie Lithium, Kupfer oder seltene Erden sehr aufmerksam – insbesondere im Kontext der Energiewende. Derzeit sehen wir keine unmittelbare Notwendigkeit, solche Rohstoffe strategisch in unser Portfolio zu integrieren. Die entsprechenden Märkte sind häufig geprägt von hoher Volatilität, geopolitischen Risiken sowie ESG-Herausforderungen. Hinzu kommt, dass die Förderung vieler dieser Rohstoffe auf wenige Förderländer konzentriert ist, was zusätzliche Abhängigkeiten und Risiken mit sich bringt.

Vielen Dank Walter Friedlein für das Interview und weiterhin viel Erfolg!

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