November 2024
Ständerat Benedikt Würth im Interview: Im Gespräch mit einem der Gründungsväter der sgpk
Benedikt Würth, Ständerat und Mitgründer der sgpk
Herr Würth, was war der Auslöser für die Zusammenführung der Versicherungskasse für das Staatspersonal mit der Kantonalen Lehrerversicherungskasse und die Verselbstständigung zur heutigen sgpk?
Der äussere Anlass war die neue BVG-Gesetzgebung, die grundsätzlich gleich lange Spiesse für öffentliche wie private Kassen schuf. Das bedeutete für den Kanton: Verselbstständigung, neue Governance, Ausfinanzierung sowie Fusion der beiden bestehenden Kassen. Die Gesamtreform enthielt aber auch weitere Punkte, wie den Übergang vom Leistungs- ins Beitragsprimat.
Was war die grösste Herausforderung im Prozess der Zusammenführung?
Die neuen übergeordneten Rahmenbedingungen waren komplex und lösten hauptsächlich zwei grössere Spannungsfelder mit der Politik aus:
Zum einen regulatorisch: Der Kantonsrat musste zwar den Grunderlass für die Verselbstständigung beschliessen, gleichzeitig bedeutete der Reformschritt auch, dass aufgrund der übergeordneten gesetzlichen Vorgaben Regierung und Kantonsrat keinen direkten Einfluss mehr auf die sgpk ausüben konnten.
Zum andern finanziell: Die Ausfinanzierung war nötig, weil in der Vergangenheit nicht genügend Rückstellungen geschaffen worden waren und somit der Deckungsgrad zu tief war. Das Volk hat den gesetzlich verlangten Ausgleich dann mit einem massgeblichen Kapitalzuschuss hergestellt, dies aber nach zähem Ringen im Kantonsrat.
Zum einen regulatorisch: Der Kantonsrat musste zwar den Grunderlass für die Verselbstständigung beschliessen, gleichzeitig bedeutete der Reformschritt auch, dass aufgrund der übergeordneten gesetzlichen Vorgaben Regierung und Kantonsrat keinen direkten Einfluss mehr auf die sgpk ausüben konnten.
Zum andern finanziell: Die Ausfinanzierung war nötig, weil in der Vergangenheit nicht genügend Rückstellungen geschaffen worden waren und somit der Deckungsgrad zu tief war. Das Volk hat den gesetzlich verlangten Ausgleich dann mit einem massgeblichen Kapitalzuschuss hergestellt, dies aber nach zähem Ringen im Kantonsrat.
Sie haben es erwähnt, das Geschäft musste vor das St.Galler Stimmvolk. Am 9. Juni 2013 kam es an der Urne zu einem deutlichen Ja von 70.37 Prozent. Das ist eine erstaunlich hohe Zustimmung für eine insgesamt eher unpopuläre Vorlage. Was waren Ihrer Meinung nach die Gründe dafür?
Das erwähnte zähe Ringen war nötig, denn es schuf erst die Grundlage, dass alle Parteien ihre Verantwortung wahrnahmen und sich hinter die Vorlage stellten. Wir konnten auf eine breite politische Allianz zählen, die Schlussabstimmung im Kantonsrat war fast einstimmig. Dazu kam in der damaligen Tiefzinsphase auch das Bewusstsein, dass der Staat eine besondere Verantwortung zu tragen hat und ein verlässlicher Sozialpartner sein muss.
Gibt es Menschen, Erinnerungen oder Anekdoten, die Sie besonders mit dieser Zeit verbinden?
Die neue Governance mit einem paritätisch zusammengesetzten Stiftungsrat musste eingeübt werden. Mir war bewusst, dass der Start anspruchsvoll wird, insbesondere weil es aus der Vergangenheit auch Elemente gab, die das Verhältnis zwischen Arbeitnehmenden und Kanton belasteten (Entschädigung Kanton für Vermögensverwaltung, Sparpakete, Streit um die korrekte Berechnung des durch den Kanton zu leistenden Ausfinanzierungsbetrags, Mitarbeiterbeteiligung an der Ausfinanzierung, längere Beitragspflicht mit neuem Personalgesetz etc.). Mir war klar, dass der neue Stiftungsrat insbesondere auch eine gemeinsame Vertrauensbasis schaffen muss. Darum habe ich den Einführungs-Workshop im Gästehaus Gubel in Rapperswil-Jona an einmaliger Lage am Zürichsee durchgeführt, inklusive Bootsfahrt zur Insel Lützelau, wo wir einen wunderschönen Abend bei Fischchnusperli und Weisswein genossen. So musste das Eis brechen…
In welchen Bereichen hat sich die sgpk in Ihrer Wahrnehmung zwischen 2014 und 2024 besonders stark verändert?
Die Verselbstständigung war natürlich auch eine Emanzipation vom Kanton punkto Strukturen, Räumlichkeiten, Governance und personeller Ausstattung. Es war gut, dass dieser Prozess schrittweise erfolgte. Die politisch anspruchsvollen Geburtswehen waren in der Anfangsphase stark spürbar, wir mussten sanieren und die Folgen des zu hohen technischen Zinses bei der Ausfinanzierung lösen. Darum kam es zu einer neuerlichen Zahlung durch den Kanton in der Höhe von 128 Millionen Franken – wiederum verbunden mit heftigen Auseinandersetzungen im Kantonsrat. Aber auch hier war das Volk in der Abstimmung verlässlich und verantwortungsvoll.
Heute scheint mir – von aussen betrachtet – diese Phase nun definitiv überwunden. Die sgpk hat sich dank Professionalität ein gutes Standing erarbeitet. Das freut mich sehr.
Heute scheint mir – von aussen betrachtet – diese Phase nun definitiv überwunden. Die sgpk hat sich dank Professionalität ein gutes Standing erarbeitet. Das freut mich sehr.
Welche Empfehlungen würden Sie der sgpk für ihre Zukunft mit auf den Weg geben?
Aus meiner Erfahrung halte ich zwei Dinge für besonders wichtig: einerseits, einen weiterhin transparenten Dialog auf Augenhöhe mit den Destinatären, den angeschlossenen Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern sowie den Stakeholdern zu pflegen. Und anderseits, eine weiterhin verantwortungsbewusste Anlagestrategie zu verfolgen, die auch im Markt Beachtung findet. Das Pensionskassenwesen in der Schweiz ist ein einmaliges Konstrukt. Vertretungen von Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern sowie Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern versuchen, mit den anvertrauten Mitteln das Optimum zu erzielen und wissen, dass eine Pensionskasse hinsichtlich ihrer aktuellen und künftigen Verpflichtungen im Gleichgewicht sein muss. Generationengerechtigkeit muss der Fokus sein. «There's no free lunch», wie die Ökonomen sagen. Dessen muss man sich gerade in einer Pensionskasse immer wieder bewusst sein.
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