Solarstrom für Haus 33: ein Gemeinschaftsprojekt mit Strahlkraft
Im Gespräch mit Andreas Studerus, Bereichsleiter Technik des Kantonsspitals St. Gallen (KSSG), und Philipp Zünd, Leiter Immobilien der St. Galler Pensionskasse (sgpk).
Seit 2020 betreiben Sie an Ihrer gemeinsamen Liegenschaft «Haus 33» an der Lindenstrasse in St.Gallen eine Photovoltaikanlage. Wie lebt es sich als Stromerzeuger?
Studerus: Es macht uns stolz, dass wir einen Teil des Energiebedarfs der Liegenschaft mit der Kraft der Sonne erzeugen. Im Jahr 2020 waren es 25'900 kWh Strom, dies entspricht einem jährlichen Energiebedarf von etwa vier Einfamilienhäusern.
Zünd: Ich kann dem nur zustimmen. Im Haus 33 sind Mietwohnungen sowie das Zentrum für Schlafmedizin untergebracht. Über den ganzen Tag hinweg besteht ein kontinuierlicher Energiebedarf. In Kombination mit der Gebäudeform sind das ideale Voraussetzungen für Photovoltaik.
«Wir wollen Nachhaltigkeit in alle unsere Spitalbereiche bringen.»
Andreas Studerus
Können Sie beziffern, wie viel Energie Ihr Spital jährlich benötigt? Und wie sieht es dabei mit nachhaltigen Energiequellen aus?
Studerus: Der Bedarf an Energie respektive Elektrizität des KSSG beläuft sich auf jährlich 18 GWh. Das entspricht dem Jahresbedarf von rund 2'200 Einfamilienhäusern. Hinzu kommen 22 GWh für die Beheizung sowie die Warmwasser- und Dampfaufbereitung.
Über einen Viertel des Energiebedarfs decken wir über Fernwärme sowie durch die Abwärmenutzung der eigenen Kälteproduktion ab. Weil wir als oberste Priorität die Versorgungssicherheit gewährleisten müssen, sind wir daneben auf gasförmige Brennstoffe angewiesen – als Redundanz, falls die Fernwärme nicht verfügbar sein sollte, für die Aufbereitung der Sterilgutversorgung, die Klimatisierung der Operationssäle und weitere Betriebsanlagen.
Wie sieht das Bild in Sachen Energieverbrauch bei der sgpk aus?
Zünd: Wir schätzen den jährlichen Energieverbrauch für Haushalt und Beheizung unserer etwa 2'500 Mietwohnungen sowie zahlreicher Gewerberäumlichkeiten auf etwa 22 GWh. Für die Beheizung sind aktuell 30 Wärmepumpen oder Fernwärmeanschlüsse in Betrieb, für die Energieerzeugung sieben Photovoltaikanlagen. Letztere haben eine Peakleistung von rund 800 kWp, was etwa 300 sgpk-Haushalte mit Strom versorgt. Neun weitere Anlagen sind in Ausführung.
Neben dem Eigenverbrauch bieten wir den Solarstrom zu Vorzugskonditionen an unsere Mieterschaft an. Damit führen unsere Investitionen in die Nachhaltigkeit unter dem Strich zu einer Win-win-win-win-Situation: Unsere Mieterschaft kann Solarstrom beziehen und von tieferen Strompreisen profitieren, unser Immobilienportfolio wird qualitativ aufgewertet, wir erzielen kalkulierbare und nachhaltige Renditen für unsere Versicherten, und wir leisten einen aktiven Beitrag zur Erreichung der Klimaziele.
«Investitionen in nachhaltige Immobilienprojekte zahlen sich für alle Beteiligten aus.»
Philipp Zünd
Gibt es neben der Energie weitere Anknüpfungspunkte bezüglich Nachhaltigkeit im Spitalbetrieb?
Studerus: Im täglichen Betrieb setzen wir auf eine kontinuierliche Prozessverbesserung, beispielsweise durch effiziente Abläufe, optimale Geräte- und Anlageneinstellungen etc. Zudem ist die Nutzung von Abwärme aus der Kälteproduktion ein grosses Thema. Aktuell prüfen wir, ob wir überschüssige Wärme des Sommers in einem Erdsondenfeld speichern können, um sie im Winter für den Wärmebedarf zu nutzen. Im Kampf gegen die Lebensmittelverschwendung bieten wir unseren Mitarbeitenden überschüssige Nahrungsmittel zu einem vergünstigten Preis an – selbstverständlich in wiederverwendbaren Essensboxen. Auch bei unseren Bauprojekten legen wir Wert auf nachhaltige Bau- und Energiekonzepte.
Das Thema Nachhaltigkeit beschäftigt uns in allen Betriebsbereichen, und wir prüfen permanent Lösungen, um noch besser zu werden.
In welchen Bereichen setzt die sgpk auf Nachhaltigkeit?
Zünd: Unsere Immobiliencharta zeigt die vielseitigen Aspekte, die wir bei den Immobilien und beim Bauen berücksichtigen. Die Thematik E-Mobilität möchte ich besonders herausheben: Aus einer Umfrage unter unseren Mieterinnen und Mietern wissen wir, dass der Bedarf an Ladestationen für E-Automobile in den nächsten sechs Jahren um über 30 Prozent steigen wird. Deshalb bauen wir derzeit die Infrastrukturen für Ladestationen in unseren Tiefgaragen aus. Der Energiebedarf dafür soll möglichst durch Solarstrom abgedeckt werden.
Auch im Bereich der Kapitalanlagen tun wir bereits vieles, das möchten wir weiter vorantreiben und deutlich sicht- und greifbarer machen. Unsere Vision ist es, unter den Pensionskassen eine führende Rolle in Sachen Nachhaltigkeit einzunehmen.
Das KSSG ist für die berufliche Vorsorge bei der sgpk versichert. Ist es wichtig, dass Ihre Pensionskasse nachhaltig investiert?
Studerus: Diese Frage kann ich nur für mich persönlich beantworten: Ich möchte schon, dass mein Vorsorgeguthaben in Unternehmen investiert wird, welche Sorge für Umwelt und Ressourcen tragen. Zudem träumen wir wohl alle von einem finanziell sorgenfreien Ruhestand. Deshalb braucht es meiner Meinung nach eine Balance zwischen Ökonomie und Ökologie bei der Pensionskasse. Eben Projekte wie das Haus 33, wo mein Alterssparguthaben in eine nachhaltige Energieversorgung investiert wird. Das ist für alle Beteiligten lukrativ, nachhaltig und gibt mir ein rundum gutes Gefühl.
Haben Sie Fragen zum Thema?
Philipp Zünd
Telefon +41 58 228 77 78
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